Zoroastrismus
Zoroastrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus), nahe verwandt mit dem Judentum, Christentum und Islam, wurde von Zarathustra begründet. Konzepte dieser drei Religionen wie der Teufel, die Engel- und Dämonenlehre, der Befreier, das Leben nach dem Tod, das Paradies und das Jüngste Gericht stammen eventuell direkt oder indirekt vom Zoroastrismus ab.
Der Zoroastrismus ist eine wohl zwischen 1800 v. Chr. und 600 v. Chr. vermutlich im Baktrien (heute: Afghanistan) entstandene, monotheistische Religion mit heute etwa 120.000−150.000 Anhängern. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt; die Anhängerschaft im heutigen Indien bezeichnet man auch als Parsen.
Ursprung des Zoroastrismus
Die Ursprünge des Zoroastrismus sind nicht genau bekannt. Die Einwohner des antiken Persiens waren Naturverehrer, die einer Reihe von Göttern namens Daevas huldigten. Neben diesen niederen gab es höhergestellte Götter, deren wichtigster und bekanntester Mitra war, der Gott des Lichts, Schutzpatron der Rinderherden und Erhalter von Loyalität und Gehorsam. Ein Teil dieser Perser wanderte nach Indien aus, was der Grund dafür ist, dass viele der Götter und Kulte des vedischen Hinduismus mit denen des alten Persiens übereinstimmen.
Leben und Wirken von Zarathustra
Zarathustras Geburtsdatum ist unbestimmt. Der Tradition nach war er präexistent und wurde im Jahr 660 v. Chr. von einer 15 Jahre alten Jungfrau geboren. Seine Geburt wurde von einigen Wundern begleitet. Sein Name, Zarathustra Spitama, deutet darauf hin, dass er in einen Klan von Kriegern mit Verbindungen zur königlichen Familie des antiken Persiens hineingeboren wurde. Mit 15 Jahren begann er, den Kusti zu tragen, einen heiligen Schnurgürtel, der seine Mannwerdung als Mitglied seiner Religion symbolisierte. Er verbrachte Jahre damit, Antworten auf religiöse Fragen zu finden, einige davon in Einsamkeit.
Im Alter von 30 Jahren hatte Zarathustra eine Vision des Engels Vohu Mana, der ihm neun Mal in der Größe eines Mannes erschien. Der Engel teilte ihm mit, dass es nur einen wahren Gott gebe, Ahura Mazda, und er sein Prophet werden würde. Während der nächsten zehn Jahre hatte Zarathustra weitere Visionen, in denen ihm nach und nach alle Erzengel Ahura Mazdas erschienen und ihm weitere Wahrheiten offenbarten.
Zarathustra begann seine neuen Offenbarungen zu predigen, jedoch ohne Erfolg. In zehn Jahren gewann er nur einen Konvertiten und das war sein Cousin. Die Wende kam, als er den König Vischtaspa traf. Nach einem Kampf mit den örtlichen Priestern wurde er inhaftiert, kam jedoch nach zwei Jahren wieder frei, als er Vischtaspa als Anhänger seines Glaubens gewinnen konnte. Der Legende nach geschah dies, weil er Vischtaspas schwarzes Lieblingspferd auf wundersame Weise geheilt hatte. Der König unterstützte nun die Verbreitung des neuen Glaubens mit all seiner Macht. Zarathustra bekam eine führende Rolle im Staat, heiratete drei Frauen und wurde Vater von sechs Kindern. Die nächsten zwanzig Jahre widmete er sich mit aller Kraft der Verbreitung des Glaubens innerhalb der Perser und seiner Verteidigung in zwei heiligen Kriegen. Während eines Krieges mit den Turaniern traf ein feindlicher Soldat auf den 77 Jahre alten Propheten beim Hüten der heiligen Flamme in einem Tempel und tötete ihn.
Zarathustra lehrte, dass Ahura Mazda, der noch viele andere Namen hatte, der eine wahre Gott sei, und dass die von seinem Volk angebeteten Naturgötter oder Daevas (Teufel) falsche Götter seien. Ahura Mazda offenbart sich dem Menschen in sechs Arten (von westlichen Gelehrten Erzengel genannt). Drei sind männlicher und drei sind weiblicher Natur. Zusammen mit Ahura Mazda bilden sie sieben Ursprünge der Wirklichkeit. Die männlichen Unsterblichen sind Asha (das Wissen vom Gesetz Gottes), Vohu-Mana (Liebe) und Kshathra (liebevoller Dienst). Die drei weiblichen Unsterblichen sind Armaiti (Frömmigkeit), Haurvatat (Ganzheit oder Perfektion) und Ameratat (Unsterblichkeit).
Leitbilder des Zoroastrismus
Der interne Name der Zoroastrischen Schriften ist Avesta (Wissen). Diese sind eingeteilt in fünf Hauptabschnitte: Yasna (Anbetung), Gathas (Psalme), Vendidad (das Gesetz gegen Dämonen), Yashts (Gesänge der Verehrung) und Khorda-Avesta (Litaneien und Gebete). Im Zoroastrismus gibt es unendlich viele Engel. Zwei Engel sollen die guten und schlechten Taten einer Person protokollieren. Mitra ist der stärkste dieser himmlischen Geschöpfe und stellt das Ideal eines Soldaten dar. Zarathustra ging das Problem des Bösen systematischer an als andere Weltreligionen. Seine Ansicht wird oft als dualistisch bezeichnet, was aber nicht stimmt. Er lehrte, dass zwei Geister aus Ahura Mazda entspringen. Einer ist Spenta Mainyu, der wohltätige Geist; der andere ist Angra Mainyu, der böse Geist (manchmal auch als Ahriman oder Satan bekannt). Die Existenz und Funktion dieser Geister oder Kräfte ist dem Yin und Yang des Taoismus sehr ähnlich.
Zarathustra sah die Kräfte des Guten im Kampf mit den Kräften des Bösen dieser Welt. Der Mensch wird in einem reinen und von Sünden freien Zustand geboren und hat die freie Wahl, mit dem Guten oder dem Bösen zusammenzuarbeiten und sein Schicksal zu formen. Für einen Menschen gibt es die Möglichkeit, den Pfad der Rechtschaffenheit zu wählen und ein Leben in Perfektion zu erreichen. Er glaubte an ein Gesetz der Vergeltung, das im Hinduismus Kanna genannt wird und von dem Heiligen Paulus mit "Was der Mensch sät, wird er ernten." beschrieben wurde. Der Mensch ist voll und ganz für sein Schicksal verantwortlich.
In der zoroastrischen Eschatologie verweilt die Seele für drei Tage bei dem Körper. Am vierten Tag reist sie zum Ort des Gerichts. Wenn der Verstorbene zum größten Teil ein gutes Leben gelebt hat, geht die Seele in das Paradies ein; war sein Leben zum größten Teil böse, wird sie zum Einzug in die Hölle verdammt. Im Zoroastrismus ist die Art und Weise der Hölle von den Sünden der betreffenden Person abhängig und voller abscheulicher Schrecken. Die Seelen verweilen im Himmel oder in der Hölle bis zum Ende der Welt, das von Ahura Mazda bestimmt wird. Vor dem Ende der Welt werden drei Heilande im Abstand von jeweils eintausend Jahren erscheinen. Am Ende eines jeden Zeitalters wird Ahura Mazda jede Spur des bösen Werks Angra Mainyus auslöschen. Die in der Hölle befindlichen Seelen werden emporgeholt, geläutert und werden sich den wiederauferstandenen Seelen der Rechtschaffenen anschließen. Die Welt wird in ein neues Zeitalter der Vollkommenheit eintreten, in dem niemand dem Alter oder dem Verfall ausgesetzt und Ahura Mazda der unangefochtene Herrscher sein wird.
Der Zoroastrismus lehrt die Wichtigkeit von guten Gedanken, guten Worten und guten Taten, die sich in Wahrheitsliebe, Sittsamkeit, Gerechtigkeit, Rücksicht auf den Ackerboden und die Elemente der Natur, Barmherzigkeit, Erziehung und selbstlosen Dienst ausdrücken. Ihre Anbetung besteht hauptsächlich aus Gebeten mit der Bitte um Beistand bei der Führung eines rechtschaffenen Lebens. Sie opfern auch Sandelholz, das in den ewigen heiligen Flammen ihrer Tempel verbrannt wird. Im Alter von sieben Jahren in Indien und im Alter von zehn Jahren im Irak wird ein junger Zoroastrier in den Glauben eingeführt, indem ihm ein heiliges Hemd (Sade) und ein heiliges Band (Kusti) übergeben werden, die er den Rest seines Lebens, außer beim Baden, tragen muss. Es gibt Zeremonien für alle wichtigen Stationen des Lebens. Nach dem Tode soll der Körper weder den Boden, das Feuer oder das Wasser verschmutzen, so dass dieser entweder in einem mit Blei abgedichteten Steinsarg beerdigt wird, oder in einem Dakhma (Turm der Stille) aufgebahrt wird, wo er von Geiern oder Raubtieren gefressen wird.
Das persische Reich wurde im vierten Jahrhundert v. Chr. von Alexander dem Großen erobert. Mitra-Kulte wurden in der gesamten mediterranen Welt gegründet und waren ein große Konkurrenz zu den frühen Christen. Unter den sassanidischen Herrschern Persiens erfuhr der Zoroastrismus im dritten Jahrhundert n. Chr. eine Wiederbelebung. Als diese im siebten Jahrhundert von muslimischen Kriegern besiegt wurden, wurden die Zoroastrier schließlich zur Konvertierung zum Islam oder zur Flucht gezwungen. Viele folgten ihren antiken Vorfahren nach Indien, wo sie als Parsis bekannt waren. Von den späteren britischen Herrschern wurden die Parsis bevorzugt, da sie nicht durch das Kastensystem oder durch Tabus bei der Nahrungswahl eingeschränkt waren und die Erziehung hoch schätzten. So bekamen die Parsis führende Rollen in der Erziehung, im Geschäftsleben und im Finanzsystem. Heute sind sie eine kleine Minderheit in Indien und noch weniger zahlreich im Iran, wo sie als Gabars (Ungläubige) bekannt sind.
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